Ein ganzes halbes Jahr - Filmkritik

Beitrag vom von Andonymus

Rezension: Ein ganzes halbes Jahr

Mit freundlicher Unterstützung vom Metropol Kino in Innsbruck

Mit „Ein ganzes halbes Jahr“ kommt ein romantisches Liebesdrama ins Kino. Ob sich trotz strahlendem Sonnenschein ein Gang ins Kino lohnt, lest ihr hier.

„Ein ganzes halbes Jahr“ ist die Verfilmung des Bestsellerromans Ein ganzes halbes Jahr (Taschenbuch)  (Originaltitel: „Me Before You“) von Jojo Moyes. Hauptfiguren sind die quirlige und etwas naive Louisa Clark und der reiche und attraktive Will Traynor. Dieser tritt in der Anfangssequenz als erfolgreicher Geschäftsmann auf, der Mitten im Leben steht. Jedoch wird er auf dem Weg zu seiner Arbeit von einem Motorrad angefahren.

Louisa hingegen ist eine freundliche Kellnerin in einem kleinen Café. Als dieses schließt, steht sie ohne Arbeit da. Um ihre Eltern weiterhin finanziell zu unterstützen, macht sie sich auf die Suche nach einem neuen Job. Durch Zufall fällt ihr ein Angebot als Pflegerin in die Hände. Oder war es doch Schicksal? Denn ihr Patient ist kein anderer als Will. Doch seine jugendliche Leichtigkeit ist einem abweisenden, übelgelaunten Charakter gewichen, da er seit dem Unfall querschnittgelähmt ist. Nur langsam kann Louisa die Mauer um Will einbrechen und merkt dabei, dass dieser bereits mit seinem Leben abgeschlossen hat. Mit ganzer Kraft versucht sie, Wills Lebenswillen wieder zu wecken. Dabei kommen sich die beiden näher.

Die Stärke des Films liegt in seiner Ruhe. Die Handlung baut kaum Spannung auf, setzt vielmehr auf aussagestarke Bilder, eine gewaltige Kulisse und einen starken Soundtrack an den passenden Stellen. Anfangs wirkt die Handlung etwas langatmig, der Film gewinnt erst in der zweiten Hälfte an Fahrt.

Emilia Clarke ergatterte im Film die Hauptrolle der Louisa, die sich mit ihrer lieben Art sofort in die Herzen der Zuschauer spielt. Somit ist es auch nicht weiter schlimm, wenn ihr Charakter manchmal überzogen wirkt, zum Beispiel wenn sie Bowle trinkt, ohne zu wissen, dass diese Alkohol enthält. An ihrer Seite spielt Sam Claflin den arroganten Will, der die Hürde meistert, die komplexen Gefühle seiner Rolle nur über Mimik darzustellen. Auch die Familien der beiden und der zuständige Arzt sind gut besetzt und werden authentisch dargestellt.

Im Film treffen zwei Welten aufeinander. Wills Familie ist sehr wohlhabend, während Louisa aus einer Arbeiterfamilie stammt. Bald ist klar, dass sich die beiden nie unter normalen Umständen verliebt hätten. Wills Unfall führt sie also zusammen, doch dieser ist auch ihr Unglück. Denn Will kann und will sein altes Leben nicht vergessen.

Der Film greift ein sehr ernstes und sensibles Thema auf und viele Kritiker bemängeln, dass ein Leben mit Behinderung als nicht lebenswert dargestellt wird. Diese Kritik ist teilweise begründet, da Will auch nach zwei Jahren nicht versucht, sich mit seinem Schicksal auseinanderzusetzen. Vielmehr stehen seine Mitmenschen und deren Umgang mit dem schweren Schicksalsschlag im Mittelpunkt. Seine Eltern wollen Will nicht aufgeben und leiden sehr an seiner depressiven Stimmung. Sie investieren viel Zeit und Geld in seine Pflege und hoffen, dass er wieder Lebensmut schöpft. Die größte Wandlung wiederfährt Louisa. Auch sie möchte Will glücklich machen. Immer stärker bemüht sie sich, Pläne für Will zu schmieden und merkt dabei nicht, dass sie dadurch beginnt, auch ihr eigenes Leben zu hinterfragen und sich ihrer Zukunft zu stellen. Denn hinter all dem Drama hat der Film eine zentrale Thematik: Was bedeutet es, am Leben zu sein?

Wer vom Film eine realistische Darstellung eines Querschnittsgelähmten erwartet, wird bitter enttäuscht. Manche Probleme werden zwar aufgezeigt, z.B. die lange Liste an Medikamenten und das schwache Immunsystem, aber im Großen und Ganzen werden sie nur sehr oberflächlich angeschnitten und stehen nicht im Zentrum der Handlung. Vielmehr ist der Film ein romantisches Drama, hat aber nicht den Anspruch, mehr zu sein. In seinem Genre ist es jedoch ein sehr gelungenes

Werk. Wer also Freude an einem charmanten Liebesdrama hat und mehr von Emotionen als von Action hält, ist bei diesem Film genau richtig.

Kleine Notiz am Rande: Matthew Lewis, besser bekannt als Neville Longbottom aus der Harry Potter Reihe, spielt Louisas Freund. Vom tollpatschigen Zauberschüler hat er sich zu einer richtigen Augenweide gemeistert.

Und allen „Game of Thrones-Fans“ dürfte neben Emily Clark ein weiteres Gesicht bekannt vorkommen. Denn neben der „Mother of Dragons“ spielt Charles Dance alias Tywin Lannister Wills Vater.

Genre: Drama, Romantik Dauer: 110 Minuten FSK12 Kinostart: 23.06.2016

 

Trailer zum Film ein ganzes halbes Jahr

Damit du schon ein paar visuelle Eindrücke bekommst, ist hier der Trailer von "Ein ganzes halbes Jahr" für dich. Viel Freude beim anschauen.

 

Über die Autorin: Andonymus

Andrea, bekannt unter Andonymus, sitzt für ihr Leben gerne im Kinosaal. Mit Popcorn in der einen und einem erfrischenden Getränk in der anderen Hand, schaut sie sich stets die neuesten Blockbuster an, um euch darüber berichten zu können.

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