The Revenant - Filmkritik

Beitrag vom von Bijan

Filmrezension zum Film The Revenant
Rezension - The Revenant

Rezension: The Revenant

The Revenant ist der neueste Streich von Alejandro G. Inarritu, der Hollywood bereits mit Birdman begeistern konnte. Die erneute Zusammenarbeit mit Avantgarde-Kameramann Emmanuel Lubezki brachte dem zweieinhalb Stunden Drama um den totgeglaubten Trapper Hugh Glass im Jahre 1823 unter anderem den Oscar für „Beste Kamera“ ein, neben weiteren Auszeichnungen in den Kategorien „Beste Regie“ und „Bester Hauptdarsteller“, Letztere als erste Academy Ehrung für Leonardo DiCaprio.

Und das zurecht. Selbst Kinobesucher, die bisher kein besonderes Augenmerk auf (un)konventionelle Kameraführung gelegt haben, merken bereits in den ersten Minuten einen deutlichen Unterschied zu anderen zeitgenössischen Filmen. Emmanuel Lubezki lässt sich Zeit, die Eröffnungsszene wirken zu lassen, und versetzt den Zuschauer unvermittelt in das geduldige und ruhige Mindset der Jäger Hugh Glass und dessen Sohnes, Hawk. Auch die beeindruckenden Kamerafahrten während des ersten Indianer-Angriffs direkt im Anschluss vermitteln ein ständiges Gefühl der Teilnahme am Geschehen, ein ähnliches Prinzip, dessen sich Lubezki im scheinbar schnittfreien Film „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ mit Erfolg bedient hat. Dennoch verliert er hier nie das Gespür, Schlüsselbilder in Kamerafahrten oder separate Einstellungen einzubinden, wie beispielsweise die Baumkronen, deren Betrachtung im Film eine zentrale Rolle einnimmt.

Die Bildgewalt des Films wird durch die Musik Alva Notos und Ryuichi Sakamotos ergänzt, deren Hauptthemen bedeutungsträchtige Aufnahmen und Szenen atmosphärisch bestärken. Bereits der erste Einsatz des melancholischen Hauptthemas bei der Beisetzung der Leichen nach dem Angriff der Arikara unterstreicht die immense Wirkung des Bildes, dessen Assoziation mit dem Fährmann zum Hades aus der griechischen Mythologie nicht fernliegt.

Auch die schauspielerische Darbietung der Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio als Hugh Glass, der sich an seinem Peiniger John Fitzgerald (Tom Hardy) zu rächen gedenkt, scheint des Oscars durchaus würdig. Während Leonardo DiCaprio mit seiner Darstellung des Leids einerseits und der Mimik in Momenten wie dem Durchbrechen der vierten Wand andererseits überzeugt, begeistert Tom Hardy beispielsweise mit seinem blasphemischen Monolog über das Zusammentreffen seines Vaters mit Gott. Besonders die finale Szene, die das intensive Zusammentreffen der beiden Widersacher in so roher und ungeschönter Form abbildet, zeigt die bemerkenswerte Chemie, die zwischen den Schauspielern geherrscht haben muss.

Das Zusammenwirken der Elemente Regie, Kamera, Musik und Schauspielerei mutet so stimmig an, man könnte mutmaßen, alles wäre aus der Feder eines einzigen Menschen entstanden.

Der größte Kritikpunkt ist vermutlich der Realitätsgehalt des Films. Orientiert sich die Geschichte des Films lose an den „wahren Begebenheiten“, die von Michael Punke in seinem gleichnamigen Roman geschildert werden, so wurden die Fakten im Sinne der Dramaturgie mit reichlich künstlerischer Freiheit umgedichtet. Gerade der Hinweis, es handle sich um eine wahre Geschichte, macht es Zuschauern schwer, über Momente wie Hugh Glass‘ Reise im eiskalten Fluss hinwegzusehen.

Der Film ist jedoch nicht als Nacherzählung der damaligen Geschehnisse gedacht, eher wie die Darstellung einer Lagerfeuergeschichte des wilden Westens, oder eine Auseinandersetzung mit dem Thema Mensch und Natur. Viele Interpretationen lassen sich hier in die Debatte einbringen, und den meisten fehlt es sicherlich nicht an Berechtigung, lediglich vom Realitätsanspruch muss sich gelöst werden.

So verdient The Revenant die Furore, die durch ihn ausgelöst wurde, und auch die Auszeichnungen durch die Academy, ganz gleich welche Meinung man über sie vertritt, sind nicht bar jeglicher Berechtigung. Wer glaubt, sich über genannte Kritikpunkte hinwegwegsetzen zu können und Spaß daran hat, Filme nach Details zu interpretieren, der sollte sich das neueste Werk Alejandro G. Inarritu’s nicht entgehen lassen.

Trailer zum Film The Revenant

Und der Trailer für einen ersten Einblick in den Film "The Revenant - Der Rückkehrer" darf natürlich auch nicht fehlen. Viel Spaß.

 

Über den Autor: Bijan

Bijan hat mit 12 schon Filme ab 16 geschaut. Diesen Pioniersstatus versucht er in den Filmrezensionen für euch aufrechtzuerhalten.

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